Warum einen Wolfsspitz?

Der Wolfsspitz

Dieses Tier stammt aus ältestem Hundeadel. Und hat sich über Jahrtausende hinweg auch nicht durch Zweckehen verändern oder zweifelhaft verschönern lassen. In den Wolfsspitzen von heute lebt immer noch der Hund, der einst mit den Schiffen der Wikinger aus den fernen Nordlanden an die Strände Mitteleuropas kam. Ein Tier mit Klasse.

1. Rasseporträt

2. Texte aus den Vereinsheft Der Deutsche Spitz von Herrn Machetanz

3. Ausführliches Rasseporträt von Britta Schweikl als PDF

Wir brauchen nur einen Schritt auf der Straße zu tun, so wird es sicher nicht lange dauern, bis wir einen spitzartigen Hund zu sehen bekommen, dies mag nun sein, wo es will, von Petersburg angefangen bis nach Italien hinab. Es gibt nur wenige Rassen, die eine so große Verbreitung und anderseits nur ebenso wenig Großzüchter gefunden haben." Das schrieb um 1903 einer der Urgroßväter der deutschen Kynologie, Richard Strebel.

Seine Beobachtung vor fast 100 Jahren gilt noch heute: Spitze, insbesondere deren älteste Varietät in Deutschland, der Wolfsspitz, sind von Massenzüchtern und Modezuchten verschont geblieben. Der Spitz, die ehrliche Haut, kommt noch immer so daher wie eh und je. Dem sehr harmonischen Hund fehlte im Äußeren wohl das Spektakuläre oder Herzige, das Millionenlieblinge schafft. Charakterlich aber lässt das Arbeitstier die Anpassungsfähigkeit vermissen, die zu seinem Schaden aus einem Hund urplötzlich ein Schmusetier macht.

An seinem Fell leicht zu erkennen. Der Wolfsspitz gehört zu den Langhaarspitzen in seiner Gruppe der Spitze und Hunde vom Urtyp. Breit legt sich die Halskrause um den Nacken, lang und rau ist das Haar. Kurz und dicht ist es nur an Stirn, Fang, Pfoten und den Läufen.

Harmonie ist das Prinzip dieses Hundes.

Kurz und kompakt steht der Wolfsspitz auf geraden Läufen, die Sprunggelenke nur leicht eingewinkelt. Harmonisch viereckig wirkt die Figur, weil Widerristhöhe und Länge des Hundes im Verhältnis 1: 1 zu stehen haben; gerade ist der Rücken, nur wenig aufgezogen der Bauch. So fordert der Standard für den Wolfsspitz: Die dicht behaarte, buschige Rute soll sich am Ende über dem Rücken zweimal ringeln. Und: Das Rutenende muß schwarz sein, die Rutenunterseite und die Hosen aber silbergrau zeigen.

Ein Auftritt als lachender Holländer. "Laughing Dutchman", der lachende Holländer, nennen Amerikaner unseren Wolfsspitz, den Keeshond. Tatsächlich scheint sein Gesicht mit den spitzen Ohren auf den fuchsähnlichen Kopf stets ein wenig zu grinsen, während die dunklen Augen etwas zwinkern und die Zunge ironisch aus dem Mundwinkel lugt...

Der Wolfsspitz (Keeshond)

Die älteste Rasse Europas Früher sah man sie in Deutschland gefühlt überall. Vor allem in den 1970er Jahren. Dann verebbte vorübergehend das Interesse am Wolfsspitz, der die Herzen der Hundeliebhaber inzwischen doch längst wieder erobert. Ja, er liegt sogar im Trend! Kein Wunder. Klug, gesund und langlebig … – der Wolfsspitz bietet – abgesehen von seiner ausgeprägten Wachsamkeit – viele wunderbare Familienhundqualitäten. Zudem gilt der pfiffige Vierbeiner als Vertreter der ältesten Hunderasse Europas.

Insgesamt gibt es fünf unterschiedliche Varietäten Deutscher Spitze. Der Wolfsspitz, der im Ausland auch als Keeshond bezeichnet wird, ist der größte Vertreter der fröhlichen Spitzfamilie. Der graugewolkte Wolfsspitz ist ein überaus wachsamer Familienhund, der Vielseitigkeit und ein großes Selbstbewusstsein miteinander vereint. Seine Haltung setzt Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl voraus. Denn dann erweist sich der Wolfsspitz auch als kooperativer Partner, der täglich Freude und Abwechslung ins Familienleben bringt.

In Mitteleuropa heißt er ausnahmslos Wolfsspitz. Außerhalb nennt man ihn – wie bereits erwähnt - auch gerne Keeshond. Dies ist eine Rassebezeichnung, die ursprünglich aus den Niederlanden stammt. Während der Name Wolfsspitz mit der an die Fellfarbe einiger Wölfe erinnernde graugewolkte Farbe des Haarkleids dieser Rasse zu tun hat, stammt die Bezeichnung Keeshond aus dem ausgehenden 18. beziehungsweise dem beginnenden 19. Jahrhundert. Damals galt der mutige Vierbeiner als Symbol der patriotischen Revolution, weil ein bedeutender Revolutionsführer selbst einen Keeshond hielt. Deshalb genießt die als unbestechlich geltende Rasse in den Niederlanden auch nach wie vor einen nachhaltigen historischen Ruf.

Unterschiede.
Genau genommen entwickelten sich mit der Zeit sogar zwei Varietäten. Englische, skandinavische, nordamerikanische und australische Wolfsspitze zeigen – im Vergleich zum mitteleuropäischen Wolfsspitz – tatsächlich eine veränderte Optik. 1997 setzte der Verein für Deutsche Spitze e.V. eine Anpassung des Standards durch, die letztendlich verhinderte, dass der Keeshond eine eigenständige Rasse wurde. Dank dieser Entwicklung besteht weiterhin eine enge Zusammenarbeit des weltweiten Züchternetzwerks. Die Einkreuzung hervorragender niederländischer, dänischer und nordamerikanischer Wolfsspitze in deutsche Linien verhalf in der Vergangenheit beispielsweise dazu, wichtige Rassemerkmale nachhaltig zu festigen und sogar noch zu verbessern.

Ihm entgeht nichts.
Was die Persönlichkeit des Wolfsspitzes angeht, so herrscht weltweit Einigkeit: An einem Aufmerksamkeitsdefizit leidet der Wolfsspitz schon einmal nicht. Ganz im Gegenteil: Der Hund mit dem herrlich abstehenden Wuschelfell und dieser keck über dem Rücken getragenen, buschigen Rute, übertrifft jeden kostspieligen Personal Coach an Beobachtungsgabe. Seine einmalige Mischung aus überzeugender Seriosität und unwiderstehlichem Charme trifft offensichtlich den Zeitgeist. Denn der Spitz erlebt gerade ein Comeback.

Hartnäckig an ihm haftende Vorurteile scheinen abgeschüttelt. Ein Kläffer und Wadenzwicker? Nicht doch der Spitz! Dabei galten gerade diese Eigenschaften einst tatsächlich als Prädikat. Spitze sollten wachen, anschlagen und notfalls auch Eindringlinge abwehren. Heute sieht sich der auf den Spitz einem ganz anderen Anforderungsprofil gegenüber. Freundlich, fröhlich, überwiegend schweigsam, zu jedem Schabernack aufgelegt – kurz ein Herzensbrecher – soll der pfiffige Vierbeiner sein. Und das kann er. Bravourös und auf allen erdenklichen Ebenen.

Erstaunlich pflegeleicht.
Sein freundliches, gelehriges Wesen macht den Wolfssitz zu einem leicht erziehbaren Hund, der gerne lernt. Eigentlich. Denn das gilt nur, wenn man den Spitz zu motivieren weiß. Sieht er keinen Sinn in einer gestellten Aufgabe, wird er sie höchst wahrscheinlich einfach konsequent ignorieren. Insofern erfordert die Erziehung des Wolfsspitzes letztendlich doch Fingerspitzengefühl, Geduld und Kreativität. Sein Misstrauen gegenüber Fremden ist ein Rassemerkmal und auch erzieherisch nicht komplett auszulöschen. Da ein wesensfester Wolfsspitz jedoch nie ängstlich oder aggressiv auftritt, lässt es sich mit dieser Eigenschaft gut leben. Die fehlende jagdliche Motivation des aufmerksamen Vierbeiners ermöglicht Spaziergänge mit viel Freilauf und eine enge Bindung an Haus und Hof.

Zum Glück ist es pflegeleicht, das üppige Haarkleid. Wuschelig abstehen soll es, weshalb Spitz-Halter ihre Hunde mindestens einmal wöchentlich gegen den Strich bürsten. Die feinen Härchen hinter den Ohren kämmt man am besten sorgfältig, damit sie nicht verfilzen. Dass Schmutz praktisch von alleine aus dem kuscheligen Fell fällt, kommt ungebremstem Outdoor-Freizeitspaß zugute. Wobei der Wolfsspitz keine Marathonmärsche braucht, um sein Bewegungsbedürfnis auszulasten. Er passt sich vielmehr den individuellen Bedürfnissen seiner Menschen an und kommt mit etwas mehr oder auch weniger Bewegung zurecht. Wobei körperliche und geistige Herausforderungen bei ihm durchaus hoch im Kurs stehen: Such- und Schnüffelspiele machen ihm Spaß und auch andere Facetten des Hundesports finden regen Anklang. Doch das Allerwichtigste ist und bleibt: Ein Spitz ist am liebsten immer mittendrin und dabei!

Größter Vertreter der Spitzfamilie.
Mindestens 43 Zentimeter Schulterhöhe, höchstens aber 55 Zentimeter. So wünscht es der offizielle Rassestandard. Mit diesen Maßen stellt sich der Wolfsspitz – hinsichtlich der Körpergröße – an die Spitze der fünf Varietäten der Deutschen Spitze. Das wunderschöne Haarkleid ist sicherlich eines der auffälligsten Merkmale des Wolfsspitzes. Die graugewolkte Farbe ist ein Muss für den Wolfsspitz. Genau genommen handelt es sich hierbei um ein schönes Silbergrau mit schwarzen Haarspitzen. Wobei die Ohren und der Fang etwas dunkler gefärbt sind als der restliche Körper. Die Mähne, der Schulterring, die Unterseite der Rute und die Hosen zeigen eine hellere Färbung.

Reichlich Unterwolle verleiht dem langen, geraden Deckhaar Opulenz. Der Halskragen erinnert an eine Löwenmähne und die keck über dem Rücken getragene, buschige Rute passt bestens dazu. Auch der fuchsähnliche Kopf mit den flinken Augen zieht die Blicke auf sich. Das pfiffige Aussehen des Spitzes unterstreichen die kleinen, sitzen Ohren, die spitz in die Höhe ragen.

Enger Familienanschluss.
Wolfsspitze sind überaus soziale Hunde, die einen engen Familienanschluss brauchen, um gücklich und zufrieden zu sein. Das Klischee, der Spitz sei ein Hund, der sich vor allem auf eine Person fixiere, ist nicht richtig. Wolfsspitze leben gerne in einem großen Familienrudel mit zahlreichen individuellen Verbindungen.

Wird er von klein auf an Kinder gewöhnt – und die Kinder an ihn – kommt der Spitze hervorragend mit dem zweibeinigen Nachwuchs zurecht. Und die Kids lieben es, sich in das wuschelige Fell des freundlichen Hundes zu kuscheln.

Text: Verein für Deutsche Spitze e.V. Gegr.: 1899

Wolfsspitz und Keeshond

Peter Machetanz

Wer als Hundeneuling auf die Rassebezeichnung Wolfsspitz/Keeshond stößt ist in der Regel etwas verwirrt über diese Formulierung, deshalb möchte ich die Entstehung kurz erläutern.

Wolfsspitze wurden in vielen Ländern Europas schon im letzten Jahrhundert gehalten und gezüchtet. In den Niederlanden erhielten sie den Namen "Keeshond". Dieser Namen wurde auch in England und in Skandinavien übernommen. Die strengen Quarantänebestimmungen im letzten Jahrhundert bewirkten, dass sich die englischen und skandinavischen Züchter nicht an der Entwicklung des Wolfsspitzes in Mitteleuropa orientierten, sondern mit den Jahrzehnten einen eigenen Typ entwickelten.

Es gab zwar vereinzelte Importe nach Deutschland, aber kaum Exporte von deutschen Linien in die nördlichen Länder Europas. In den letzten zwei Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts vermehrten sich deshalb in Skandinavien die Aktivitäten einen eigenen Standard für die Keeshonds innerhalb der FCI zu etablieren. Der damalige Hauptvorstand hat dies in fast letzter Minute verhindert, indem zum einen die damalige Präsidentin des Vereins für Deutsche Spitze, Gerda Kastl, in einem Nachtzug nach Stockholm fuhr um an der entscheidenden Sitzung der Keeshondklubs teilzunehmen und dort unseren Standpunkt zu vertreten. Zum anderen wurde die Bezeichnung "Keeshond" und "Pomeranien" auf meinen Vorschlag und mit Rückendeckung des Vorstandes in den FCI-Standard für die Deutschen Spitze aufgenommen.

Dass diese wichtige Änderung 1997 ohne Widerspruch durch die VDH- und FCI-Standardkommission bestätigt wurde hat mich eigentlich überrascht, war aber für die Weiterentwicklung der deutschen Wolfsspitzzucht in den letzten Jahrzehnten ein sehr wichtiges Kriterium.

Der Deutsche Spitz 217 / September 2012



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